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# Erfahrungsbericht Sultan Qaboos University, Oman
Semester: HS 2015 (09/2015 - 01/2016)
## Universität
### Die SQU kurz zusammengefasst
Die Sultan Qaboos University (SQU) befindet sich im Viertel Al Khoud im Westen der Hauptstadt Maskat. Sie wurde 1987 gegründet und hat heute ungefähr 17'000 Studenten. Die Universität ist nach dem Anglo-Amerikanischen System aufgebaut - das heisst es gibt ein 4-jähirigen Bachelor und einen optionalen Postgrad für Studierende, welche eine akademische Laufbahn wählen. 15'000 der Studierenden sind Undergraduates - die Frauenquote liegt bei etwas über 50%. Es gibt 9 Fakultäten. Die SQU ist die einzige staatliche Universität im Oman, es gibt noch einige private Hochschulen in Maskat.
Gaststudierende werden in das laufende System geschleust. Eine institutionalisierte Betreuung in Form eines Buddy-Systems oder ähnlich gibt es nicht. In der ersten Woche der Kurswahl wird einem ein Academic Advisor aus dem Fachbereich zugewiesen, welcher einem bei der bürokratisch aufwändigen Kursauswahl beiseite steht. Die Universität organisiert vereinzelt ein- oder mehrtägige kostenlose Events für Austauschstudenten wie z.B. eine Stadttour oder eine Übernachtung in der Wüste.
![[2015-09-09 17-32-15 image.jpeg]]*Im Herbstsemester 2015 waren wir auf Bachelor-Stufe ≈ 25 Austauschstudierende, aus der Türkei, China, Südkorea, Russland und der Schweiz.*
Die Universität besitzt eine ausreichende IT Infrastruktur und Wifi. On Campus sind viele Dienste, wie Supermärkte, Copyshops, Post, Restaurants und gut ausgebaute Sporteinrichtungen, erhältlich.
### Akademische Besonderheiten
Da ich in St. Gallen BWL studiere, habe ich meinen Austausch am College for Economics and Political Science (CEPS) absolviert. Allerdings habe ich selbst nur Kurse im Wahlbereich/HaKo/Reko anrechnen lassen, da ich alle Pflichtkurse schon an der HSG belegt habe. Alle Kurse liessen sich problemlos anrechnen.
Die Kursanmeldung ist ein bürokratisches Spektakel bei dem verschiedene Parteien (Verantwortlicher, Dozent, Dekan) auf einem Formular die einzelnen Kurse unterschreiben müssen. Ich rate daher schon vor der Ankunft im Oman Kontakt zu den entsprechenden Dozenten aufzunehmen und sich Kursmerkblätter zuschicken zu lassen um einen Überblick zu gewinnen. Die Adressen sind Online beim jeweiligen Departement erhältlich ([http://www.squ.edu.om/ceps](http://www.squ.edu.om/ceps)).
Alle Kurse am CEPS sind auf Englisch, in den meisten anderen Colleges wird auf arabisch doziert. Fast alle Studierenden an der SQU besitzen englische Grundkenntnisse. In den Kursen herrscht Anwesenheitspflicht, welche üblicherweise durchgesetzt wird. Die Dozierenden sind meist kompetent, engagiert und pädagogisch präsent.
![[2015-12-20 15-37-31 image.jpeg]]*Die Political Science Fakultät betrachtet viele Themen zur Sicherheit im Nahen Osten.*
Die Kursleistungen sind nach dem amerikanischen Modell stark durchmischt. Die Endnote eines Kurses kann sich z.B. aus zwei schriftlichen Prüfungen (Midterm und Final), Präsentationen und Essays - alleine oder in Gruppen - mündlicher Mitarbeit, Anwesenheit etc. zusammensetzen, weshalb man im Laufe des Semesters mit vielen kleinen Aufgaben beschäftigt wird. Entsprechend gross ist der Zeitaufwand, die fachlichen Anforderungen sind nicht besonders hoch. Zu Deadlineverschiebungen kommt es häufig.
![[2016-01-11 20-16-36 Image.jpeg]]*Vor der Erteilung des Zeugnis muss von jedem Amit und Fachbereich eine Unterschrift eingeholt werden.*
Vor Gruppenarbeiten habe ich viel Respekt. Männliche Studenten stehen häufig zwischen familiären Verpflichtungen und dem Studium, und haben daher oft wenig Zeit oder Motivation konsequent die Arbeiten zu verfolgen. Wenn man jedoch damit rechnet, dass die Arbeit alleine an einem hängen bleibt (keine Angst, das geforderte Niveau ist entsprechend niedrig) bekommt man einen sehr interessanten Einblick.
Nahezu alle angebotenen Kurse sind 3 Credits (umgerechnet 6 ECTS) wert und entsprechend zeitintensiv.
![[2015-10-21 18-29-54 Image.jpeg]]*Veranstaltung an der Universität mit erhöhtem "Korridor", der nur durch Frauen betreten werden darf.*
Eine Besonderheit der SQU ist, dass es gesonderte Wege und Eingänge für Frauen gibt, die ihnen gewährleisten sollen ohne männlichen Kontakt zu den Unterrichtsräumen zu gelangen (siehe Abb). Die Nutzung dieser separaten Wege ist freiwillig und stehen vor allem Studentinnen aus konservativen Regionen zur Verfügung, während Ausländerinnen und liberalere Omanis die gemeinsamen Gänge nutzen.
### Kursempfehlungen
Ich fand alle Kurse, welche ich belegen konnte, ziemlich interessant. Am CEPS kann ich folgende Kurse besonders empfehlen:
| Kurs | Code | Beschreibung |
| ---- | ---- | ---- |
| Entrepreneurship | MGNT4531 | Bietet einen knappen und einfachen Einblick in das Wesen des Unternehmertums und vor allem in den Mindset von omanischen Wirtschaftsstudenten. |
| Governement and Politics of Oman | POLS1970 | Stellt das Wesen und die Funktionsweise des modernen Omans als Staat dar und erläutert, was Omanis darüber denken. |
## Praktische Informationen zum Aufenthalt
![[2015-09-08 08-57-33 Image.jpeg]]*Ausblick auf die Uni-Moschee und Kursgebäude.*
### Bewerbung
Die Bewerbung ist seit der Neugestaltung des International Office (ICO) eigentlich einfach, alles wird durch die Austausch-Abteilung zentral organisiert und ist für Kandidierende vergleichsweise wenig aufwändig.
Wichtig ist es allerdings in telefonischem Kontakt zu bleiben, um die Prozesse am Laufen zu halten und um zu wissen, ob alles in Ordnung ist. In meinem Fall hatte die Bewilligung Übersetzung eines Empfehlungsschreiben gefehlt und musste in einer Eilaktion nachgeholt werden. Die Kommunikation des ICOs ist nicht unbedingt proaktiv. Der Kontakt aus der Schweiz geht am besten über Skype.
Weitere hilfreiche Informationen findet ihr auf der offiziellen Website des ICO: [http://www.squ.edu.om/ic/Student-Application](http://www.squ.edu.om/ic/Student-Application). Als Transcript of Records hat in meinem Fall der Notenauszug des Assessment-Jahr in Schweizer Noten gereicht.
### Anreise
Der Preis für Flüge aus der Schweiz in den Oman beginnt bei _750 CHF_ hin- und zurück. Es gibt eine direkte Verbindung von Zürich nach Muscat von Swiss und OmanAir, letztere Airline ist sehr empfehlenswert.
![[2016-01-14 15-46-51 image.jpeg]]*Aus dem Flugzeug lässt sich das Uni-Viertel besonders gut erkennen.*
### Visa
Das Visum wird von der Universität organisiert und via E-Mail zugesendet. Darum braucht ihr euch nicht zu kümmern. Das Visum ist kostenlos, 6 Monate gültig und ermöglicht mehrere Einreisen. Es ist unkompliziert nach den Prüfungen einige Wochen an das Semester zu hängen, um den Oman und einige Nachbarländer (Empfehlenswert und möglich sind vor allem UAE und Iran) zu bereisen. Da im Laufe des Semesters kaum Möglichkeiten für mehrtätige Ausflüge existieren, lege ich euch nahe euch diese Zeit nach dem Semester zu nehmen.
### Unterkunft
Die Universität kann eine Unterkunft stellen. Es gibt zwei Arten von Unterkünften. Für weibliche Muslima gibt es die Möglichkeit auf einem OnCampus Wohnheim zu wohnen, allerdings ist man als Bewohnerin dieses Wohnheims an viele Regeln gebunden. Es wird auch scherzhaft „The Prison“ genannt.
Die andere Möglichkeit ist die Unterbringung in Wohnungen der Universität ausserhalb des Campus. Die Wohnungen sind im näheren Umfeld (3-4 km) gelegen und der tägliche Transport zum Campus wird von der Universität organisiert. Man wohnt zusammen in einer WG mit anderen Studenten des selben Geschlechts.
In meinem Fall wohnte ich zusammen mit zwei russischen Austauschstudenten in einer Wohnung mit drei Schlafzimmern, zwei Bädern und einer Küche. Die Zimmer waren klimatisiert, die Küche ausgestattet mit Gasherd, Gasofen und Waschmaschine. Die restlichen Wohnungen im Gebäude waren an andere weibliche und männliche Austauschstudierende vermietet.
Die Miete für ein Zimmer mit Einzelbad beträgt _120 OMR_ (_318 CHF)_ pro Monat. In dieser Miete sind drei Mahlzeiten inkludiert. Es kann jedoch passieren, dass die Universität Studierenden zusammen in einem Zimmer unterbringen muss.
![[2015-09-04 17-36-32 image.jpeg]]*Ausblick von der Unterkunft auf das Al Khoud 6 Viertel*
Das Essen an der Universität ist frisch und einfach, dafür recht repetitiv auf Reis, Huhn und Salat fokussiert. Üblicherweise werden die Mahlzeiten in nach Geschlecht getrennten Mensen serviert, das Abendessen wird an die Wohnung geliefert. Es gibt auch eine Kantine für das akademische Personal mit günstigen Tarifen. An Feiertagen werden alle Mahlzeiten direkt in die Wohnungen geliefert.
Die Unterkunft, in der ich wohnte, hatte leider keinen Wifi Anschluss, so dass ich viel Geld für mobile Daten ausgeben musste.
### Geld & Kosten
Die Lebenskosten im Oman sind variabel gestaltbar. Für Minimalisten ist es möglich für _120 OMR (318 CHF)_ Unterkunft und den Flugkosten auszukommen. Alles andere ist flexibel ausbaufähig.
![[2015-11-27 17-30-46 image.jpeg]]*Mit einem eigenen Mietwagen ist man deutlich unabhängiger - ein ÖV ist quasi nicht existent.*
Es existieren quasi keine öffentlichen Verkehrsmittel mit Ausnahme von einigen Fernbussen und vielen Taxis. Ein eigenes Fahrzeug erhöht die Selbstständigkeit enorm, da die Strecken im Hauptstadtgebiet sehr lang sind. Muscat zieht sich knapp 50 km entlang der Küste und nicht selten fährt man von der Universität im Westen 40 km auf die gegenüberliegende Seite um dort auszugehen. Ein günstiger Mietwagen fängt bei _160 OMR (424 CHF)_ monatlich an, Treibstoff ist subventioniert. Ein Liter Benzin ist 2016 zwar nicht mehr so günstig wie 2014, dennoch ist der Preis weit entfernt von dem, was wir aus Europa kennen, nämlich 20 Rappen pro Liter. Die restlichen Betriebskosten sind minimal.
Günstige türkische, jemenitische oder indische Restaurants in Wohnvierteln bieten üppige Gerichte ab _1 OMR (2.65 CHF)_ an, gehobenere Restaurants ab rund _3 OMR (8 CHF)._ Handyverträge sind vergleichsweise günstig erhältlich, für z.B. _3 OMR (7,94 CHF)_ kann man 1 GB für eine Woche erwerben. Alles in allem bin ich mit 1000.- CHF pro Monat gut hingekommen, inklusive Mietwagen.
![[2015-10-09 12-31-41 Image.jpeg]]*Ein typisches Gericht im Oman - zartes Lamm Schuwa mit Reis und Salat*
Die Studiengebühren am College of Economics and Politcal Science betragen _50 OMR (132 CHF)_ pro Credit hour (2 ECTS), ein 30 ECTS Semester kostet entsprechend _750 OMR (1990 CHF)._
Im Oman ist Bargeld das üblichste Zahlungsmittel, obwohl alle internationalen Restaurants oder Geschäfte auch Kartenzahlungen akzeptieren. Fast alle gängigen Bankomaten nehmen _Visa_ oder _Mastercard_ Kreditkarten. Nur die Automaten der National Bank of Oman erlauben Abhebungen mit _Maestro_ Bankkarten.
Damit lassen sich aber die hohen Gebühren an Schweizer Banken für Bargeldabhebungen mit Kreditkarten umgehen. Geldüberweisungen sind umständlich, teuer und meist nur mit Vermittlern wie Western Union durchführbar. Man kommt jedoch ohne Bankkonto an einer Bank im Oman gut aus. Die Studiengebühren und die Unterkunft werden mit Bargeld im Laufe des Semesters bezahlt.
## Der Oman
### Die arabische Halbinsel für Anfänger
![[2015-12-04 18-15-11 Image.jpeg]]*Omani auf einer Düne der Rub-Al-Khalil Wüste.*
Der Oman ist in jeder Hinsicht ein faszinierendes Land. Eine Zusammenfassung würde hier den Rahmen sprengen. Ich empfehle sich mit dem Oman vor dem Auslandssemester gut auseinanderzusetzen; es gibt auch ein grosses Angebot an Literatur und Dokumentationen. Ich beschränke ich mich darauf zu erwähnen, dass das Land sicher ist und, dass die Bevölkerung warmherzig, hilfsbereit und liebenswürdig ist.
Das Leben ist stark geprägt von den islamischen Regeln der Sekte der Ibadis. Es wird daher z.B. erwartet, dass Mann und Frau sich konservativ Kleiden (Schultern und Knie bedeckt). Eine Kopftuchpflicht für Frauen existiert nicht. An der Universität werden lange Kleider erwartet, als Mann bestand mein Outfit meist aus Jeans, Sandalen (keine Flipflops!) und T-Shirt oder Hemd.
![[2015-11-06 13-15-24 Image.jpeg]]*Das Bergdorf Wakan ist ein wunderbarer Ausflugsort.*
Im Oman ist eigentlich alles erhältlich. Selbst Alkohol ist mit einer Lizenz oder über Freunde legal erhältlich. In 5-Sterne Hotels gibt es westliche Nachtclubs, in denen auch Alkohol ausgeschenkt werden darf. Ich selbst fand diese Lokale jedoch weder unterhaltsam und dafür teuer.
Mit Englisch kommt man ausreichend weit, arabische Grundkenntnisse helfen weiter. Allerdings wird man meist sowieso mit Menschen unterwegs sein, die Arabisch sprechen und unterstützen können. Omanis sind sehr engagiert wenn es darum geht Fremden zu helfen. Strassen- und Ladenschilder sind auf Arabisch und Englisch beschriftet.
### Sozialleben
Da es keine institutionalisierte Hilfe für Austauschstudierende gibt, erscheint es zuerst schwierig am typischen einheimischen Sozialleben teilzunehmen. Aber tatsächlich ist es als Expat oder Autauschstudent einfach, am Sozialleben teilzunehmen. Auch wenn man für Omani-Studierende an der Universität zuerst mit ein exotisches Kuriosum ist - wir waren 22 Austauschstudierende unter fast 15'000 einheimischen Studierenden auf Bachelor Stufe - mit etwas Initiative wird man schnell mit ernstgemeinten Einladungen zu Auflügen, Besuchen der Familie ausserhalb der Hauptstadt usw. überhäuft.
![[2015-10-09 13-01-12 image.jpeg]]*Das Sozialleben der Omanis dreht sich um ihre Familie bzw. ihren Stamm.*
Viele Omanis werden einem dabei helfen, das Land und seine Leute kennen zu lernen. Mit etwas proaktivem Verhalten und Fingerspitzengefühl ist es sehr einfach faszinierende neue Freunde zu finden und einen Einblick in eine Kultur zu erhalten, welche sich sehr von unserem westlichen Bild und unseren Vorurteilen unterscheidet.
Zu meinen hauptsächlichen extra-curricularen Aktivitäten gehörte es daher vor allem essen und trinken zu gehen, lange Ausflüge in der unangerührten Natur zu machen und am Strand zu entspannen, sobald das Wetter es zuliess.
![[2015-10-09 16-18-01 image.jpeg]]*im kühleren Wetter zwischen Ende Oktober bis Februar lassen sich bei Wanderungen Wadis und verlassene alte Siedlungen erkunden.*
## Fazit
Das Semester im Oman an der Sultan Qaboos University hat mir sehr geholfen einen Einblick in eine faszinierende, tolerante und sympathische Gesellschaft zu erhalten.
Die hervorragenden, engagierten Dozierenden haben mich auch in den meisten Kursen akademisch gefordert, interessanterweise auf eine ganz andere Art und Weise als an der Uni St.Gallen . Ich lege euch ein Auslandssemester an der SQU wärmstens ans Herz.
Bitte zögert nicht mich über die E-mail Adresse anzuschreiben, solltet ihr Fragen haben. Ich helfe euch gerne und vermittle euch auch an Freunde im Oman, welche euch z.B. bei der Bewerbung vor Ort helfen können.